Gitarre & Bass  7/2001 (Germany) by Dirk Groll - Bassic Tube 200


George Dennis Bassic Tube 200 Bass Head

Zwischen Röhre und Transistor wird man bei einem leistungsfähigen Bass-Amp viele Unterschiede feststellen - nicht zuletzt beim Preis. Erstaunlicherweise schafft es die Marke George Dennis, zum Kurs eines guten Transistvrgeräts einen vollblütigen Röhrenverstärker mit ungewöhnlich reicher Ausstattung anzubieten.

Das mag vor allem am Herkunftsland Tschechien liegen, wo qualifizierte Handarbeit heutzutage noch bezahlbar ist. Dem solide gebauten Bassic Tube 200 merkt man den attraktiven Preis nicht an, jedenfalls wirkt der aufwendig ausgestattete VollröhrenAmp keineswegs wie ein "Sparbrötchen". Zwei Bass-Amp-Modelle werden derzeit von George Dennis angeboten, unterschiedlich in der Leistung, aber identisch in der Vorstufen-Auslegung. Der Bassic Tube 120 produziert mit vier EL34-Endröhren eine Dauerleistung von 120 Watt, und unser Testgerät Bassic Tube 200 holt aus vier hochwertigen KT88-Röhren 200 Watt RMS heraus. Netzteil und Ausgangs-Übertrager sind bei diesem Vollröhren-Boliden absichtlich überdimensioniert worden, so dass auch bei voller Leistungsentnahme keine Verluste im tiefsten Bassbereich auftreten.
Und bekanntermaßen wirkt ein Röhrenverstärker in Spitzenpegeln merklich lauter als ein Transistor-Amp mit entsprechender Leistungsangabe, weil man die Röhre wegen der harmonisch klingenden Verzerrungsprodukte auch durchaus weit über ihre Nennleistung hinaus fahren kann. Die kräftige Auslegung der Trafos beim Bassic Tube zielt genau darauf ab, also sollte man diesen 200-Watt-Verstärker in seinem tatsächlichen Leistungsvermögen nicht unterschätzen.

Bedienelemente
Auf der verchromten Frontplatte finden sich zwei Klinkeneingänge mit verschiedener Empfindlichkeit für aktive und passive Bässe. Per Wippschalter lässt sich hier die Verstärkung der Eingangsstufe verdoppeln (+6 dB), falls mal etwas mehr Pfund benötigt wird. Natürlich besitzt der Röhren-Amp separate ReglerfürGain und Master-Volumen (Master Juice), aber um fetzig angezerrteSounds zu erzeugen, braucht man eigentlich die Gain-Einstellung nicht zu verändern, denn dafür ist das Heat-Poti zuständig. Und diese Overdrive-Schaltung ist gut gemacht, denn auch bei stark hereingedrehter "Hitze" bleibt der Gesamtpegel nahezu konstant, so dass sich ein Nachregeln am Master erübrigt.
Zur weiteren Klangformung bietet der Bassic Tube eine Menge Schalter und Regler. Der Haupt-EQ ist vierbandig ausgelegt: Balls (Tiefbass), Bass, Middle und Treble sind an Dreh-Potis stufenlos variabel. Für die EQRegler stehen per Wippschalter jeweils zwei Frequenzbereiche zur Wahl, wobei diese für die beiden Bässeregler gemeinsam umgeschaltet werden, Mitten und Höhen besitzen separate "Choice"-Schalter.

Im charakterentscheidenden Mittenbereich stehen außerdem noch die drei zuschaltbaren Filter Extreme, Soft und Fine zur Klangabstimmung bereit, Mittenreglerund-Filter sind per Schalttaste oder per Fußschalter insgesamt abschaltbar. Auch in den Bässen wird ein Schalt-Preset geboten, man hat die Wahl zwischen "Warm" und "Normal". Und für die oberen Frequenzen stehen gleich zwei Bright-Schalter bereit, einer wirkt dabei auf die Verarbeitung des Signals in der Eingangsstufe, der zweite Bright-Schalter auf die Endstufe.
Obwohl der Bass-Amp mit getrennten Schaltern für Netz und Standby ausgerüstet ist, hat man ihm noch einen separaten Mute-Schalter gegönnt, der die Speaker-Ausgänge und den DI-Output des Top-Teils stummschaltet.

Anschlüsse
Zur ungewöhnlich reichen Ausstattung an Klangreglern bietet dieser Röhrenverstärker hinter der EQ-Sektion einen Effekt-Einschleifweg, der auch für die monaurale Verarbeitung von Stereo-Effekten geeignet ist und dafür zwei Return-Buchsen besitzt. An dieser Stelle der Schaltung kommen übrigens Halbleiter zum Einsatz, während die Vorstufe ansonsten vollröhrig mit drei Doppeltrioden des Typs 12AX7 arbeitet. Der Effektweg erlaubt übrigens das parallele Zumischen des Effektsignals, so dass der cleane Klanganteil erst gar nicht das angeschlossene Effektgerät durchlaufen muss. Der Mischregler dafür sitzt leider auf der Rückseite des Amps, was die Feinabstimmung des Effektanteils etwas umständlich macht. Bei voll aufgedrehtem Effektregler kann der Einschleifweg auch als serieller Insert benutzt werden.
Des Weiteren finden sich auf der Geräterückseite Klinkenanschlüsse für ein Stimmgerät und zur Entnahme des Preamp-Ausgangssignals vor dem Master-Juice-Regler. Für die PA-Abnahme lässt sich an einem XLR-Anschluss ein symmetrisches Ausgangssignal entnehmen. Das DI-Signal wird, wie oft bei großen Röhren-Amps, hinter der Endstufe am Ausgangs-Übertrager abgegriffen. Dies hat den Vorteil, dass auch das Klangverhalten der Endstufe ins DI-Signal mit eingeht; dafür muss man einen Master-Volumen-abhängigen Pegel in Kauf nehmen. Ist ein Master-unabhängiges Ausgangssignal zur PA-Abnahme erwünscht, bleibt aber schließlich noch die Möglichkeit, dafür den unsymmetrischen PreampAusgang zu benutzen.
Als Speaker-Anschlüsse stehen zwei SpeakonBuchsen zur Verfügung, einmal für eine Boxen-Impedanz von 8 Ohm, der zweite Ausgang ist für 4 Ohm ausgelegt. Während aber praktisch alle Verstärker- und BoxenHersteller bislang die vierpolige SpeakonVariante verwenden, ist der George-Dennis Amp mit den Zweipol-Speakons bestückt, und diese Buchsen sind leider nicht mit den üblichen Vierpol-Steckern kompatibel. Es wäre fraglos praktischer, wenn der Verstärker werksmäßig mit den verbreiteten Vierpol-Neutriks ausgestattet würde.
Ein Zweifach-Fußschalter wird beim Basic Tube 200 mitgeliefert, und aus der Ferne lassen sich damit Mittenregler- und -Filter sowie das Warm-Preset ohne starkes Knacken an- und ausschalten. Wie man allein schon an der üppigen Ausstattung des Verstärkers sehen kann, handelt es sich trotz des relativ günstigen Preises keinesfalls um ein Sparmodell. Auch ein Blick in die sorgfältig verarbeitete Elektronik und auf den soliden, Road-festen Aufbau des Amps vermittelt Vertrauen in die Wertigkeit des Geräts. Das Holzgehäuse mit dem blauen Kunstlederbezug ist stabil aus 18 mm starkem Multiplex-Sperrholz gebaut, mit stählernen Klapp-Tragegriffen und einem Koffergriff sowie Stahlblech-Eckenschonern versehen. Zweifellos bekommt man hier hochwertige Qualitätsarbeit für sein Geld.

W i e d e r g a b e

Bezüglich der Nebengeräusche verhält sich der Bassic Tube zwar nicht mucksmäuschenstill, bewegt sich aber im üblichen Rahmen, was einen Vollröhren-Amp angeht. Und der Sound stimmt. Der Bassic Tube bemüht sich nicht, "neutral" rüberzukommen, sondern stellt vom ersten Moment an den charaktervollen, heißen Röhrenklang in den Vordergrund. Machtvolle Kraft im Tiefbassbereich stellt die Boxen auf eine ernste Probe, und drückende Tiefmitten verleihen dem Bass eine enorme Trag- und Durchsetzungskraft. Man ist heutzu-tage bei modernen Bassverstärkern zwar an sehr hohe Leistungsangaben gewöhnt, aber mit welcher Gewalt sich hier die zahlenmäßig relativ beschei-den wirkende Leistung dieses Röhren-Amps entfaltet, ist schon beeindruckend! Der Bassic Tube 200 ist somit ein Paradebeispiel dafür, dass die reinen Datenangeben zumindest bei einem Röhrenverstärker nur wenig über die subjektiv empfundene Kraftentfaltung aussagen. Wie gesagt, stellt die satte Fundament-Wiedergabe hohe Ansprüche an die verwendeten Lautsprecher (die passenden GeorgeDennis-Boxen werden wir in einer der nächsten Ausgaben noch mit diesem Amp testen), aber natürlich bietet das Top-Teil die passenden Klangregelmittel, um die mächtigen Tiefstbässe gegebenenfalls auch zügeln zu können. Bei aller Röhren-Gewalt überzeugt das Gerät gleichzeitig durch feinzeichnende Würdigung auch feiner Klangdetails und erweist sich auch in der spritzigen Wiedergabe der Präsenzen und lichter Brillanzen als echter Bringer. In sämtlichen Klangbereichen ist das Top durch seine wirkungsvollen Klangregler und Filterschalter fein abstimmbar, wobei vor allem im Mittenbereich eine ausgesprochen nuancierte Variabilität zu bemerken ist. Mit den drei Filter-Presets in den Mitten lässt sich das Timbre beinahe wie bei einer parametrischen Klangregelung feinfühlig durchstimmen, und sämtliche Klangregelmittel glänzen durch effektive Wirkungsweise.
Bezüglich der Dosierbarkeit fällt hier lediglich der Tiefbassregler "Balls" ein wenig aus der Reihe, bei dem sich die spürbare Wirkung nur auf dem ersten Drittel des Poti-Regelwegs drängt, was aber bei einem Röhren-EQ keine Schande ist und allgemein häufig beobachtet werden kann. Vielmehr ist die differenzierte Arbeitsweise aller weiteren Klangregler und -Schalter bei diesem Amp nur zu loben! Im praktischen Einsatz bietet die fernbedienbare Zuschaltung der Mitten-Klangfilter eine effektvolle KlangAlternative, und mit dem Warm-Preset lässt sich noch mächtige Bassfülle hinzuschalten. Bei aller Variabilität: Dieses heiße RöhrenTop istfreilich nichts für Bassisten, die einen nüchtern-kühlen Cleansound suchen. Die Stärken des Bassic Tube liegen kompromisslos im fetzig-drückenden Röhrenklang, wobei natürlich auch schubkräftige OverdriveSounds zu seinem Repertoire gehören. Vor der namhaften Röhren-Konkurrenz braucht sich dieses Vollröhren-Top keinesfalls zu verstecken, auch wenn seine Nennleistung ein wenig unter der seiner prominenten Mitbewerber liegt. In der Praxis bedeutet dies nur, dass man etwas eher an den heißen Charakterton herankommt, und darauf kommt es bei einem Röhrenverstärker doch wohl in erster Linie an. r e s ü m e eWas der Bassic Tube 200 mit seiner Nenn-leistung von 200 Watt veranstaltet, ist ein-drucksvoll: Das Vollröhren-Top-Teil entfalteteine gewaltige Tiefbass-Power und verleihtdem Bass im Band-Sound enorme Kraft und fetziges Durchsetzungsvermögen, ohne dabei die Feinheiten im Sound zu unterschlagen. Auch die extreme Klangvariabilität und die gut realisierte Overdrive-Schaltung begeistern bei diesem Röhren-Vollblut. Die reichhaltige Ausstattung liegt deutlich über dem Üblichen, und dabei ist dieser Verstärker hochwertig und robust gebaut; hier bekommt man für einen sehr fairen Preis erstaunliche Qualitäten geboten!

Plus
Klangverhalten
Röhren-Sound
Klangmöglichkeiten
Ausstattung
Verarbeitung

Minus
Seltene Zweipol Speakon-Buchsen
FX-Loop-Blend-Regler auf der Rückseite

 

UBERSICHT
Fabrikat: George Dennis
Modell: Bassic Tube 200
Gerätetyp: Bass-Vollverstärker
Herkunftsland: Tschechien
Technik: Röhre
Bauform: Top-Teil im Holzgehäuse
Röhrenbestückung: 3x i2AX7, 4xKT88
Endstufenleistung: 200 W RMS an 4 und 8 Ohm
Eingänge: Klinke Hi, Klinke Lo
Pegelsteller: Gain, Heat, Master
Juice, FX Loop Blend, Schalter +6 dB, Schalter Mute
Klangregler: Balls, Bass, Middle,
Treble, Schalter Input Bright, Schalter Warm, Schalter Choice Balls/Bass, Schalter Choice Middle, Schatter Choice Treble, Schalter Extreme, Schalter Soft, SchaIterFine, Schalter Bright
Effektweg: 1x mono/stereo parallel/series
Ausgänge: Preamp Output, Tuner Output, DI Out symm. XLR, Speakon 4 Ohm, Speakon 8 Ohm
Sonstiges: Fußschalter für Mid On/Off und Warm On/Off; Standby-Schalter
Gehäusematerial: 18 mm Multiplex
Gehäuse-Ausstattung: blauer Kunst-leder-Bezug, 2 Stahl-Klappgriffe, 1
Koffergriff, Gummifüße, Metallgitter,
Metall-Eckenschoner
Maße: 570 x 250 x 280 BHT/mm
Gewicht: 31 kg
Vertrieb: DoReMi
D-12159 Berlin
Preis: ca. DM 2379,- inkl. Fußschalter